Pino Im Circle

«Nachhaltigkeit gehört zu unserer DNA»

Vor 50 Jahren startete die Vebego ihre Aktivitäten in der Schweiz – als Teil eines familiengeführten internationalen Konzerns mit Sitz in den Niederlanden. Zur Unternehmenskultur zählt eine besondere Verantwortung für die Mitarbeitenden, wie Giuseppe Santagada, CEO der Schweizer Holding, betont.

Viele Unternehmen kämpfen derzeit mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Auch in Ihrer  Branche. Ist das ein guter Zeitpunkt, um über Nachhaltigkeit zu sprechen?

Man hätte sicher nicht auf Covid warten müssen. Es ist da ganz ähnlich wie bei der Digitalisierung: Man sieht jetzt ganz klar, wie gross der Nachholbedarf ist, auch in unserer Industrie. Wenn wir die Bedeutung der Nachhaltigkeit jetzt nicht realisieren, dann weiss ich nicht, was noch passieren soll, damit wir erkennen, wie mehrdimensional diese Welt ist. Und das meine ich nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch im Blick auf die Menschen und die Umwelt. Es kommt heute nach meiner Überzeugung mehr denn je darauf an, Nachhaltigkeit in unserer ganzen Denkweise zu verankern, als übergreifendes «Mindset». Das gilt auch für Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle.

Welche Erfahrungen hat Ihr Unternehmen in diesen komplizierten Zeiten gemacht? Was sind aktuell die grössten Herausforderungen?

Die Herausforderungen sind vielfältig, weil wir ein sehr diverses Portfolio haben. Auf der einen Seite leisten wir in der Corona-Krise einen wichtigen Beitrag, indem wir Impfzentren betreiben und mit unserem Pflegepersonal kranke Menschen betreuen. Auf der anderen Seite beschäftigen wir Reinigungskräfte, die am Flughafen oder in Spitälern arbeiten, wir haben Hauswarte, Techniker und auch Sicherheitsleute, die in Asylzentren tätig sind. Sie alle haben gewisse Ängste, sich mit dem Virus anzustecken. Die grösste Herausforderung ist, dass wir unsere Mitarbeitenden hier unterstützen und ihnen zum Beispiel über Schutzmassnahmen und Schulungen die Gewissheit geben, dass sie ihrer Arbeit in einem sicheren Umfeld nachgehen können.

Nachhaltigkeit bedeutet für Ihre Mitarbeitenden auch, dass man sich auf einen sicheren Arbeitsplatz verlassen kann?

Zu Beginn der Covid-Krise mussten auch wir Kurzarbeit einführen, da das Geschäft vieler unserer Kunden teilweise stark zurückgegangen war. Die Mitarbeitenden hatten in dieser Situation verständlicherweise Sorge, wie es mit ihnen und der Firma weitergeht. Das sind Dinge, die uns als Familienunternehmen sehr nahe gehen. Für Vebego stand von Anfang an fest: Es wird keine Entlassungen geben, wir kündigen niemanden aufgrund von Covid. Das haben wir so durchgezogen – auch auf die Gefahr hin, dass wir eine Zeit lang weniger verdienen und im schlimmsten Fall rote Zahlen schreiben. Ich finde, darauf können wir stolz sein.

Welche Ziele haben Sie sich in puncto Nachhaltigkeit gesetzt?

Wir orientieren uns an den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen. Vebego ist auch Mitglied dieser Initiative und in der Liste der Top 500-Unternehmen aufgeführt. Spezifisch  konzentrieren wir uns auf drei Zielbereiche: «Gesundheit und Wohlbefinden», «Gute Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum» sowie «Massnahmen zum Klimaschutz». Auf Ebene der  internationalen Konzernleitung haben wir jetzt erstmalig einen Head of Impact rekrutiert, der uns bei der wirksamen Umsetzung dieser Ziele nach innen und nach aussen unterstützen soll. Klar ist nach unserem Verständnis:

Wir wollen auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit eine aktive Rolle einnehmen, zusammen mit unseren Mitarbeitenden. Unser Engagement zielt nicht auf den eigenen finanziellen Profit, sondern auf den «Social Return on Investment».

Haben Sie bestimmte Vorgaben für Ihren Konzern definiert?

Ja, wir haben jüngst eine eigene Impact-Strategie verabschiedet, die nun an den einzelnen  Konzernstandorten umgesetzt wird. Konkret haben wir uns zum Beispiel vorgenommen, bis 2030 in allen Bereichen CO2-neutral zu werden.

Ist das realistisch?

Entscheidend ist, dass ein klares Commitment besteht und unsere Ziele beziehungsweise  Massnahmen sich danach ausrichten, und weniger, ob das Ziel per Stichtag zu hundert Prozent erreicht wird. Wichtiger ist, dem einmal gewählten Weg überzeugend und konsequent zu folgen.

Welche Massnahmen haben Sie bei Vebego bisher ergriffen?

Wir haben im Unternehmen als erstes definiert, was Klimaneutralität für uns genau bedeutet und welche praxistauglichen Lösungen sich daraus ergeben. Auf dieser Basis haben wir zum Beispiel entschieden, unsere Fahrzeugflotte in der Schweiz innerhalb der nächsten drei Jahre durch E-Autos zu ersetzen. Ausserdem nehmen wir alle unsere Gebäude, darunter unsere beiden Schweizer Headoffices, genau unter die Lupe, um die Energieeffizienz zu steigern und CO2-Emissionen zu reduzieren.

Welche Rolle spielt es, auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit, dass Vebego ein Familienunternehmen ist?

Das spielt eine grosse Rolle! Familienunternehmen haben, bei allen Vor- und Nachteilen im Vergleich zu börsenkotierten Unternehmen, einen ganz anderen Zeithorizont. Wir müssen natürlich auch kurzfristig «liefern» im täglichen Business, denken aber in der Konzernführung langfristiger, in Schritten von 10 bis 15 Jahren. Das gibt uns als Unternehmen, das heuer schon seit 50 Jahren in der Schweiz tätig ist, mehr Gestaltungsmöglichkeiten – ohne den Druck, permanent etwas kurzfristig und weniger nachhaltig verändern zu müssen.

Eine weitere Dimension der Nachhaltigkeit ist die Schonung von Ressourcen. Vebego hat auch dazu einen Plan entwickelt. Es geht uns vorrangig um materielle Ressourcen, die wir möglichst schonend und optimiert einsetzen wollen. Dies beginnt schon bei der Planung von Transporten und anderer logistischer Prozesse. Hier dreht sich alles um Mobilität und um die Frage, wie können wir noch mehr Energie sparen, den Treibstoff- und Materialverbrauch kontinuierlich senken. Was wir aber nicht möchten, ist Arbeitsplätze einfach abzubauen. Wir haben deshalb auch neue Arbeitsmodelle etabliert. Sie tragen dazu bei, dass personelle Ressourcen optimal und sinnvoller eingesetzt werden können.

Das ist Teil Ihrer Unternehmenskultur?

Auch wenn sich das etwas philosophisch anhört: Wir sehen uns auch als Organisation, die natürlich profitabel sein muss, aber auch mitverantwortlich dafür ist, dass sich unsere Mitarbeitenden  persönlich entfalten können und eine Sinnhaftigkeit im Leben finden. Das gehört einfach zu unserer DNA. Deshalb legen wir auch Wert auf Teilzeitmöglichkeiten, auf Diversity und Inklusion. Wir möchten auch jenen Menschen eine Stelle anbieten, die es heute schwer haben auf dem Arbeitsmarkt. Mit der Firma Balance in den Niederlanden sind wir der grösste Arbeitgeber für Menschen mit einer Distanz zum Arbeitsmarkt. Die diversen Engagements in den verschiedenen Bereichen werden von unseren Mitarbeitenden geschätzt und mitgetragen. Nicht ohne Grund haben wir 2020 die Auszeichnung «Great Place to work» erhalten.

Sind Ihre Bemühungen in puncto Nachhaltigkeit auf die Vebego-Welt beschränkt oder setzen Sie auch Impulse über die Unternehmensgrenzen hinaus?

Vebego unterhält zum Beispiel eine eigene Stiftung zur Förderung der Entwicklungszusammenarbeit. Konkret geht es um Projekte in Marokko und Sri Lanka, die uns sehr am Herzen liegen. Wir bauen dort mit unseren eigenen Mitarbeitenden aus den verschiedenen Ländern Schulhäuser, um den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Auch das ist für uns ein Engagement im Sinne der Nachhaltigkeit und ein positiver Impact.

Was bedeutet Ihnen Nachhaltigkeit persönlich?

Ich habe zwei Kinder, die mich in diesen Fragen immer wieder herausfordern und darüber  nachdenken lassen, worauf es wirklich ankommt. Es geht darum, ihnen und nachfolgenden Generationen eine bessere Welt zu ermöglichen, auch wenn das vielleicht etwas pathetisch tönt. Nachhaltigkeit ist nie abgeschlossen, sondern wird uns über Generationen begleiten. Wir sollten immer versuchen, sie als Teil unseres normalen Arbeitsalltags zu verstehen. Das gilt erst recht für Unternehmer und Führungskräfte, die hier eine Vorbildfunktion haben.

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